Dr. Thomas Crone
Glaubt man chinesischen Schriftforschern, so soll das Zeichen wén 文 ursprünglich einen Menschen mit einer Tätowierung auf der Brust zeigen. Ob dies stimmt, sei einmal dahingestellt, denn Tätowierungen waren im antiken China eigentlich etwas, das man mit den eher „unzivilisierten“ Völkern außerhalb Chinas assoziierte. Doch wén selbst hieß nicht nur „Muster“, „Zeichen“, oder „Schrift“, sondern auch so komplexe Dinge wie „Literatur“, „Philosophie“, „Kultur“ und „Kultiviertheit“. Wer wén kannte und wer wén besaß, befand sich also weit abseits jeglicher Barbarei. In meiner Forschung gehe ich den verschiedenen mit wén verwobenen Phänomenen im antiken China zwischen dem 12. Jh. vor und 3. Jh. nach Chr. nach. Mit was für Philosophien und Literaturen beschäftigten sich die Menschen damals? Mit welchen Zeichen und Schriften verfassten sie ihre Texte? Und welche Rolle spielten Texte überhaupt in dieser längst vergangenen Zeit? Ein Sinnen über diese und anderen Fragen eröffnet interessante Perspektiven nicht nur auf die früheste Geschichte eines entstehenden Großreiches, sondern auch auf unseren heutigen Lebensalltag, in dem Texte, Zeichen (und auch Tätowierungen) gar nicht mehr wegzudenken sind.
Dr. Thomas Crone
Institut für Sprachen und Kulturen des Nahen Ostens und Ostasiens
Lehrstuhl für Sinologie mit dem Schwerpunkt Geistes- und Kulturgeschichte Chinas (Alexander von Humboldt-Professur)
Hartmannstraße 14, D3
91052 Erlangen
- Telefon: +49 9131 85-64335
- E-Mail: thomas.crone@fau.de
- Antike chinesische Geistesgeschichte
- Schreiben und Tradieren von Texten im antiken China
- Historische Semantik des Altchinesischen
- Vergleiche zwischen der chinesischen und europäischen Antike
2024
Daoismus und Konfuzianismus: Rechtsnarrative im „Laozi“, im „Zhuangzi“ sowie in den „Fünf Klassikern“ und den „Vier Büchern“
In: Ines-Jacqueline Werkner (Hrsg.): Handbuch Religion in Konflikten und Friedensprozessen, Wiesbaden: Springer VS, 2024, S. 353-365
ISBN: 9783658449285
DOI: 10.1007/978-3-658-44929-2_28
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Frivolous words on bamboo and silk: The textual criticism of Zheng Xuan (127-200)
In: Glenn W. Most (Hrsg.): Variants and Variance in Classical Textual Cultures: Errors, Innovations, Proliferation, Reception?, De Gruyter, 2024, S. 207-230
ISBN: 9783111054360
DOI: 10.1515/9783111054360-006
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2023
Confucian Pollen: A Comparative Reading of the Xunzi Chapter "Great Digest" (da lüe)
In: Glenn W. Most, Michael Puett (Hrsg.): After Wisdom: Sapiential Traditions and Ancient Scholarship in Comparative Perspective, Brill Academic Publishers, 2023, S. 103-127 (Philological Encounters Monographs, Bd.4)
DOI: 10.1163/9789004529014_006
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Seeking Truth beyond Facts: Debates on Facts and History in the Kongcongzi
In: Monumenta Serica - Journal of Oriental Studies 71 (2023), S. 1-19
ISSN: 0254-9948
DOI: 10.1080/02549948.2023.2198392
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The Scribal Witness: Narrative Authority in Ancient Chinese Literature
In: Early China (2023)
ISSN: 0362-5028
DOI: 10.1017/eac.2022.25
:
Perduring Protest?
Bonn: 2023
ISBN: 9783847116516
DOI: 10.14220/9783737016513
, , (Hrsg.):
2022
Confucius Repeats Himself: On the Nature and Sources of the Lunyu (Selected Teachings)
In: T'oung Pao 108 (2022), S. 289-318
ISSN: 0082-5433
DOI: 10.1163/15685322-10803005
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Some notes on the meaning of min 民 (and zhong 眾) in the Tsinghua manuscript *Yin gao 尹誥 (The Announcement of Yin)
In: Asiatische Studien - Études Asiatiques 76 (2022), S. 651-658
ISSN: 0004-4717
DOI: 10.1515/asia-2022-0030
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2020
Between Disaster, Punishment, and Blame. The Semantic Field of Guilt in Early Chinese Texts
Wiesbaden: Harrasowitz Verlag, 2020
(Veröffentlichungen des Ostasien-Instituts der Ruhr-Universität Bochum, Bd.68)
ISBN: 9783447199629
DOI: 10.2307/j.ctv10tq3s8
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