Marie Schierhorn
In meiner Hand steht das Wort „Zweifel“ (yi 疑) in Siegelschrift. Mit dem Zweifel (yi 疑) begann im 17. Jahrhundert ein neues Kapitel in der chinesischen Geistesgeschichte: Gelehrte zweifelten an der Authentizität einiger Texte im konfuzianischen Kanon und untersuchten sie mit allerlei philologischen Hilfsmitteln. So wurde der konfuzianische Kanon von einem Wahrheitslieferanten zum historisch gewachsenen Forschungsgegenstand. Anfang des 20. Jahrhunderts revolutionierten Wissenschaftler aus der Schule der kritischen Altertumskunde (wörtlich „Zweifel am Altertum“ (yi gu 疑古) unser Verständnis von der chinesischen Antike weiter. Sie konnten viele Überlieferungen zur chinesischen Frühgeschichte als Mythen entlarven. Auch in meiner Forschung setze ich mich mit den klassischen Schriften der chinesischen Antike auseinander — immer mit einer kritischen Distanz zu meinen Textquellen und mit dem Zweifel, den die Wissenschaft uns gebietet.
E-Mail: marie.schierhorn@fau.de
- Intellectual and social history of Chinese Classical Antiquity
- Qing scholarship on canonical and classical literature
2023
Unter Gleichen: Zur sozialen Organisation im Mengzi
Jahrestagung der Deutschen Vereinigung für China Studien (Erlangen, 24. November 2023 - 26. November 2023)
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Zwischen Gelehrsamkeit und Wissenschaft: Eine wissenschaftssoziologische Neulesung des Shangshu guwen shuzheng
In: Oriens extremus 60 (2023), S. 207-238
ISSN: 0030-5197
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2022
Traces of a Segmentary Society in the Mengzi
24th Biennial Conference of the European Association for Chinese Studies (Olomouc, 24. August 2022 - 27. August 2022)
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