DVCS: Verlängerung Frist zur Einreichung der Abstracts
Jahrestagung der Deutschen
Vereinigung für Chinastudien (DVCS)
am 24.–26. November 2023 in Erlangen
Yi/chang 異/常
Ab/Normalität in China
Anmeldung und Teilnahme
Die Tagung wird in Präsenz in Erlangen (Kollegienhaus der FAU Erlangen-Nürnberg, Universitätsstraße 15, 91054 Erlangen) vom 24. bis zum 26. November 2023 stattfinden. Abstracts (ca. 250 Wörter) können bis zum 31. August 2023 per Anmeldeformular auf der folgenden Webseite eingereicht werden: dvcs2023.fau.de. Das Poster der Konferenz können Sie auch als PDF-Datei herunterladen. Die Benachrichtigung über die Annahme von Vorträgen erfolgt bis zum 31. September 2023. Anmeldungen für eine Teilnahme ohne Vortrag sind bis zum 30. September 2023 möglich.
Call for Papers
Normalität ist keineswegs „normal“. Sie ist weder natürlich noch gegeben, sondern sozial und kulturell konstruiert – ebenso wie ihr Pendant, das Abnormale (oder das „Pathologische“, so Georges Canguilhem). Zugleich ist der Begriff des Normalen seit jeher einem ständigen Prozess historischen Wandels unterzogen – seine Konzeption reicht von einer moralisch geladenen und ästhetisch reinen Vorstellung des „Idealen“ bis hin zu statistischen Abgrenzungen zwischen Normalität und Abnormalität.
In China hat die Dichotomie von yi 異 und chang 常 (sowie verwandten Begrifflichkeiten) eine lange Geschichte, sei es in Hinblick auf Herrschaft, Recht, Philosophie, Religion, Medizin oder Fragen nach dem Ästhetischen in Literatur und Kunst. Die Etablierung, Wahrung und Abweichung von Normen und Standards, oder die Schaffung oder Deklaration einer „neuen Normalität“ (Paul Sailer-Wlasits) hat nicht nur in Zeiten der Krise eine entscheidende Rolle gespielt: Wo wurden im chinesischen Kulturraum die Grenzen zwischen dem Normalen und dem Abnormalen in Vergangenheit und Gegenwart gezogen? Wie wurde das Normale und Abnormale repräsentiert, idealisiert, aber auch umgangen? Welche kulturellen, sozialen, politischen, wissenschaftlichen und religiösen Faktoren haben Konstruktion und Dekonstruktion des Normalen im Lauf der chinesischen Geschichte geprägt?
Die Problematik des Normalen und Abnormalen ist dabei nicht auf den typischen Untersuchungsraum der Sinologie beschränkt. Regionale und transnationale Austauschprozesse stellen die Definition von und die Auseinandersetzung mit Normalität vor globale Herausforderungen. Gibt es Normalitäten oder Abnormalitäten mit „chinesischen Charakteristika“? Welche Normen wurden und werden als universal verstanden, und welche als kulturell oder politisch spezifisch? Auf einer anderen Ebene stellt sich der Sinologie auch die Frage, wie wir mit umfassenden Konzepten der Normalität im Dialog mit und über China umgehen sollen.
Auf der diesjährigen Tagung der DVCS an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vom 24. bis zum 26. November 2023 möchten wir der Frage nach „Normalität“ aus unterschiedlichen sinologischen Perspektiven nachgehen. Beiträge zu verschiedenen Themenfeldern sind herzlich willkommen, so zum Beispiel zu:
- Philosophische Diskurse zu Normen und Standards, bzw. zu Begriffen wie yi 異 und chang 常
- Universalismus und Partikularismus
- Quantitative Definitionen von Normalität in China (in Medizin, Psychologie und Anthropologie)
- Institutionen der Normierung und Standardisierung von Maßen, Gewichten und Schrift
- Globale Normen, universelle Rechte und ihre Herausforderungen (Menschenrechte, akademische Freiheit, etc.)
- Durchsetzung von Normen und Standards im Kontext von Kontrolle und Herrschaft
- Soziale Normen und Rituale in Vergangenheit und Gegenwart
- Freiräume zur Abgrenzung vom gesellschaftlichen/politischen Mainstream in China
- „Chinesische Charakteristika“ (Zhongguo tese 中国特色)
- Gendernormen und Geschlechterrollen in China
- Literarische Repräsentationen des Normalen und Andersartigen
- „Mainstream“ und Subkulturen in Kunst, Literatur und Film