Bericht: Workshop „Where Research Begins“ an der LMU München mit Christopher Rea und Tom Mullaney

Am 12.05. waren Studierende und Doktorand*innen des Lehrstuhls für Sinologie eingeladen an die LMU in München zu kommen und dort an dem Workshop „Where Research Begins“ teilzunehmen, der sich mit der Themenfindung für und der Erstellung von Abschlussarbeit und Forschungsprojekten beschäftigte. Geleitet wurde der Workshop von den beiden Autoren des gleichnamigen Werkes: Christopher Rea und Tom Mullaney.

Wer Wissenschaft betreiben will, muss reisen. Dementsprechend trafen sich die ersten Teilnehmenden bereits um 07:00 Uhr am Erlanger Bahnhof. Von dort ging es mit der Bahn über Nürnberg nach München Hbf und von dort per U-Bahn direkt an die LMU. Kaum aus der U-Bahnstation herausgetreten wurde die Gruppe auch schon von Prof. Max Oidtmann, Mitorganisator des Workshops, willkommen geheißen. Dieser lud die Gruppe spontan zu gemeinsamem Cardio-Training ein, denn der Workshop wurde in einem Seminarraum im Dachgeschoss des Lehrturms abgehalten, welcher nur durch einen langwierigen Treppenaufstieg erreichbar ist.

Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es dann los. Zunächst stellten Chris Rea und Tom Mullaney sich selbst vor und erklärten den Teilnehmenden wie es zu der Idee für ihr Buch „Where Research Begins“ kam. Das Ziel ist es u.a., jungen Wissenschaftler*innen und denjenigen, die dabei sind es zu werden, eine Hilfestellung zu geben, die schwerste aller Fragen zu beantworten: Wie findet man sein Forschungsthema? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben die beiden Autoren einige praktische Übungen mitgebracht, um diese mit den Teilnehmenden gemeinsam zu bearbeiten. Dabei wurden zwei Kernprobleme junger oder angehender Wissenschaftler*innen behandelt.

Zunächst diskutierten die Teilnehmenden wie einfach es sein kann, ein Forschungsfeld zu finden. Dabei stand das, von Mullaney als „Huh-Moment“ bezeichnete, Phänomen im Vordergrund. Er argumentierte, dass jeder dieser kleinen Momente, in denen kurz innegehalten wird, weil man etwas bemerkt, sich über etwas wundert oder etwas hinterfragt, so klein und unbedeutend es auch in diesem Moment erscheinen mag, den Funken für eine neue Forschungsfrage darstellen kann. Dabei geht es nicht darum, sofort eine fertig ausgearbeitete Forschungsfrage zu formulieren, sondern zunächst lediglich darum, Interesse festzustellen. In Mullaneys Worten sähe z.B. das wissenschaftliche Feld der Physik heute anders aus, wenn Isaac Newton sich damit abgefunden hätte, dass alles nun einmal nach unten fällt und nie nach oben, anstatt der Frage nachzugehen: Warum eigentlich?

In der zweiten Hälfte des Workshops wurde ausgehend von diesem entdeckten bzw. identifizierten Interesses dazu gearbeitet, wie dieses Interesse nun präzisiert und in eine Forschungsfrage destilliert werden kann. Dabei wurden die Teilnehmenden gebeten einen Satz zu formulieren, aus dem das jeweilige grobe Forschungsinteresse hervorgeht, ohne dabei jedoch allzu präzise sein zu müssen. Sodann wurde die Übung gemeinsam im Plenum vorgeführt. Hierfür wurde der Satz eines Teilnehmenden genutzt: „I am interested in the transfer of military knowledge from Germany to China in the 1930s“. Die beiden Autoren identifizierten zunächst die Kernelemente des Satzes, wie z.B. „transfer“, „military“, „knowledge“, oder „1930s“. Dann begannen sie mit Hilfe der Teilnehmenden diese Begriffe durch Alternativen zu ersetzen und stellten Rückfragen an den Teilnehmer, der den Satz offerierte, um herauszufinden, ob dies sein Interesse an dem Thema steigern würde oder nicht und somit herauszuarbeiten, warum genau für ihn gerade dieses Thema von Interesse war. So wurde z.B. „military“ durch „medical“, „knowledge“ durch „equipment“ oder “1930s” durch “1940s” ersetzt. Jedes Mal sollte der Teilnehmende, der den Satz ursprünglich stellte, begründen, warum die Alternative für ihn das Thema interessanter oder weniger interessant machte, um seine eigenen Beweggründe zu erkunden. Im Anschluss wurde die Übung von den Teilnehmenden in Partnerarbeit durchgeführt. Dabei sollten die Partner gegenseitig die Kernelemente der Interesse-Statements identifizieren und durch Alternativen ersetzen, um sich dadurch gegenseitig bei der Erkundung der Jeweiligen Beweggründe zu helfen. Abschließend sollten alle Teilnehmenden ein besseres Verständnis ihrer eigenen Beweggründe für die Wahl ihres Forschungsgebietes haben und somit der Formulierung einer präzisen Forschungsfrage ein ganzes Stück näher sein.

Gegen 12:00 Uhr gab es eine Pause mit Verpflegung, die die Teilnehmenden der LMU und der FAU nutzen konnten, sich gegenseitig kennenzulernen, auszutauschen und zu vernetzen. Im Anschluss konnten die Teilnehmenden in einem Q&A ihre Probleme bei der Findung von Forschungsfragen oder der Bearbeitung selbiger ansprechen und sich von Chris und Tom Ratschläge geben lassen.

Nach dem Ende des Workshops gegen 14:00 Uhr wurden die Teilnehmenden aus Erlangen auf eine Führung durch die Bibliothek der Münchner Sinologie eingeladen. Die Teilbibliothek Sinologie der LMU München hat einen starken Fokus auf das alte China sowie Archäologie und hat mit den gleichen Platzproblemen zu kämpfen, wie die Erlanger Teilbibliothek Sinologie. Studierende der Sinologie aus Erlangen sind übrigens jederzeit herzlich eingeladen nach München zu kommen und dort durch die Bestände zu stöbern, auch wenn Ausleihen derzeit leider noch nur Studierenden der LMU vorbehalten bleiben. Die Bib-Teams aus Erlangen und München arbeiten jedoch bereits an einer Lösung 😊

Wer hart arbeitet, darf auch ein bisschen Spaß haben. Nach der Führung durch die Teilbibliothek Sinologie der LMU ging es dann zu Fuß in den nahe gelegenen Englischen Garten zum Chinesischen Turm. Von dort aus spazierte die Gruppe zurück zum Odeonsplatz und weiter zum Münchner Hbf, um von dort aus nach Erlangen zurückzukehren.

 

Die Teilnehmenden bedanken sich herzlichst bei Profs. Matten und Oidtmann, die es den Studierenden und Doktorand*innen ermöglichten an dem Workshop teilzunehmen, sowie Profs. Rea und Mullaney für die Leitung des Workshops und ihre offenen und hilfreichen Ratschläge.